Hoch die Zimmerkunst

Vom Brauchtum der Zimmerleute
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Wenn auch heutzutage Bauwerke in viel kürzerer Zeit und mit beträchtlich weniger rein menschlicher Kraft und Anstrengung erstellt werden als ehemals, so hat der erste Bauabschnitt, die Errichtung des Rohbaus mit dem Richten des Dachstuhls, doch immer noch seine besondere Bedeutung. Der Richtspruch gibt der Freude über das gute Gelingen des Bauwerks Ausdruck, sagt dem Allmächtigen Dank und fleht seinen Schutz und Segen auf Bau und Bauherrschaft herab. Die wesentlichen Elemente in einem jedem Richtspruch sind: Freude über das vollbrachte Werk, Dank an den Herrgott, Dank an den Bauherrn, ein Lob und Hoch auf Planung, Bauleitung und Handwerker.

Entstehung und Sinn des Richtspruchs
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Die ersten Richtsprüche sind im frühen Mittelalter mit dem Aufkommen der Zünfte und eines abgegrenzten, eigenen Zimmerhandwerks aufgekommen und mit der Zeit fester «zünftiger Brauch» geworden. Sie enthalten gute Wünsche und bitten um den Segen für das neue Haus und für alle, die darin wohnen werden. Nahezu jeder Richtspruch gedenkt auch der Gefahren, die an einem Bau auf die Handwerker lauern und erinnert alle Anwesenden, dass der Herrgott über den Schutz der Handwerker gewaltet hat.